Sonntag, 23. Oktober 2016

Willkommen in der multi-polaren Welt!

(...in einer von mir gekürzten Fassung!)

Haben Sie es mitbekommen? Die Welt ist jetzt eine andere! Sie haben ein Stück bedeutender Zeitgeschichte erlebt. Dabei haben Sie als einfacher Bürger mit einiger Wahrscheinlichkeit nichts davon mitbekommen. Sie gehen wie gewohnt zur Arbeit, fahren wie gewohnt einkaufen, schauen wie gewohnt die Abendnachrichten. Alles ist beim Alten! Dabei leben Sie bereits in einer anderen Welt. Gleich erleben Sie die Geburtsstunde der multi-polaren Welt. Eine Geburt ist lang und anstrengend, also decken Sie sich mit Geduld ein. 

Dieser Artikel knüpft nahtlos an „Syrien: Die Masken sind gefallen“ an. Kurz-Zusammenfassung: Die USA haben sich als Unterstützer und Väter des Terrorismus derart offenbart, dass Russland dazu übergegangen ist, die USA offen der Terroristen-Unterstützung zu beschuldigen.
Wir sind an dem Moment angelangt, wo der Ruf „Der König ist nackt!“ erschallt. Alle haben es vorher schon gesehen, aber niemand wagte, es auszusprechen, und weil es niemand auszusprechen wagte, mussten alle so tun, als ob alles anders wäre.
Das muss man etwas präzisieren: im Märchen reicht es aus, dass ein Junge die Wahrheit ausruft, damit die heile Welt wieder einkehrt. In der Realität gibt es längst viele Jungs, die die Wahrheit ausgerufen haben. Journalisten, ehemalige Agenten, Blogger. Aber der König qualifiziert sie als "Verschwörungs-Theoretiker" ab, und die Herzöge und Grafen und Gesandten preisen weiter die tollen Kleider des Königs. Diejenigen, die die Kleider nicht preisen, sagen, dass das Kleid ein wenig "schief" sitzt, aber niemand spricht offen aus, dass der König nackt ist. 
Das politische Theater geht weiter. Wozu diese virtuelle Realität? Weil der König ein Schwert hat. Jeder Herzog und Graf, der die Nacktheit des Königs offen zum Ausdruck bringt, riskiert es, den Kopf zu verlieren. Politik ist ein Machtspiel! Niemand aus der oberen Riege ist bereit, sich enthaupten zu lassen, nur um die Wahrheit auszusprechen. Wer eine solche Bereitschaft hat, wird schon auf den ersten Stufen der politischen Karriereleiter geköpft. Wer es nach oben geschafft hat, hat dabei zwangsläufig gelernt, das Theater mitzuspielen. Das Ziel besteht darin, irgendwann selbst das Stück zu schreiben, das gespielt wird.
Was kleine Jungs im Volk sprechen, ist im Versammlungssaal des "Königs" irrelevant. Hier zählt nur, was die Herzöge und Grafen sagen – sie bestimmen hier mit dem König die politische Realität.
An diesem Punkt steigen wir mit der Analyse ein und schauen uns an, was im Versammlungssaal des Königs – in der Weltpolitik – passiert ist.
18. September, Sprecherin des russischen Außenministeriums Zacharowa:
Nach den heutigen Schlägen gegen die syrische Armee kommen wir zu einem, für die gesamte Welt erschreckenden, Schluss: Das Weiße Haus verteidigt den IS.
Das ist eine politische Atombombe! Warum wurde sie eingesetzt? Zur Erinnerung: am 9. September wurde zwischen USA und Russland ein Deal ausgehandelt, um "Al Nusra" (...Ableger von Al Quaida)  zu eliminieren. Das Pentagon hat offen dagegen rebelliert. Die Zusammenarbeit hätte am 12. September beginnen müssen, die gemeinsamen Luftschläge gegen Al Nusra am 20. September. Am 18. September kam der erste "Sabotageakt" der USA, als eine Stellung der syrischen Armee massiv von den USA gebombt wurde und der IS dabei in eine Großoffensive an diesem Frontabschnitt überging. 
Bei diesem Angriff kamen möglicherweise auch russische Soldaten ums Leben. Das würde die Meldungen erklären, dass Russland am 20. September ein Stabquartier westlicher Agenten in Syrien mit einer Lenkrakete auslöschte und dabei 30 Agenten der USA, Israels, Groß Britanniens und anderer IS-Helfer getötet wurden!
Dass man diese Meldungen weit von der russischen und westlichen Presse platziert, so dass sie nur in Form von "Gerüchten" bei uns ankommt, ist normal. Keine Seite gibt ihre Verluste freiwillig in der Öffentlichkeit zu. Wenn wir von Verlusten der USA oder Israels oder Russlands erfahren, dann nur, weil die Geheimdienste der Gegenseite einen "Leak" organisiert haben und die Beweise so lange in die Öffentlichkeit reindrücken, bis sich die Weiterverbreitung verselbstständigt hat. 
Nicht einmal der Abschuss der russischen SU 24 durch die Türkei wäre öffentlich geworden, wenn der Westen es nicht aktiv öffentlich gemacht hätte. Aber das nur als Randnotiz, um zu verstehen, warum uns hier ein "Puzzle"-Stück dessen fehlt, was in Syrien passiert. Russland und die USA fügen sich mit großer Wahrscheinlichkeit schon direkt Verluste im Syrienkrieg zu, aber beide Seiten halten das geheim. 
Im Versammlungssaal des "Königs", in der virtuellen, politischen Realität, dürfen die direkten Kriegszusammenstöße von Russland und USA auf keinen Fall zum Thema werden, weil das nach den Spielregeln der Politik eine nicht kontrollierbare Eskalations-Spirale auslöst. Also unterdrückt man auf beiden Seiten die Information über diese Zusammenstöße. Für die virtuelle, politische Realität im Versammlungssaal sind diese Zusammenstöße gleichwohl von äußerst entscheidender Bedeutung, weil sie Anzeichen von Stärke, Schwäche, Entschlossenheit, Risikobereitschaft usw. beinhalten.
Wir halten fest, dass Russland am 18. September die Eskalations-Leiter hochklettert, indem es den USA offiziell Terror-Unterstützung vorwirft. „Der König ist nackt!“ wird jetzt nicht von irgendeinem Jungen gerufen, den man als geistig behindert abstempeln kann. Der Ruf kommt von einem Herzog und die Anwesenden im Saal können das nicht mehr ignorieren!
Die ersten Herzöge reihen sich vorsichtig hinter Russland ein. Ausgerechnet Deutschland veröffentlicht am 26. September ein Interview, in dem ein Al Nusra Kommandeur offen über die Unterstützung der USA schwadroniert. Im Artikel wird dann auch die Frage gestellt: „Unterstützen die USA Al Qaida?“ 
Hoho! Das ist natürlich keine offizielle Stellungnahme der deutschen Regierung, sondern nur die „freie“ Presse. Und man hat diesen Knaller in einem unbedeutenden Pressemedium versenkt, damit er nicht zu viel Staub aufwirbelt. Aber das ist schon eine Ansage. Deutschland testet damit die USA! Je aggressiver die Reaktion des Herren, desto vorsichtiger muss Deutschland seine Fesseln lösen. Je lahmer die Reaktion, desto entschlossener kann Deutschland sich befreien. Das herauszufinden, ist der große Zweck des Artikels.
Am 20. September kommt ein UN-Hilfskonvoi unter sonderbaren Umständen zu Schaden. Die USA entfachten unter diesem Vorwand eine riesige Medienkampagne gegen Russland und heizten die Stimmung an, um den Deal vom 9. September anzugreifen.
Ende September schlagen die USA zu. Am 27. September warnt US-Verteidigungsminister Carter vor der drohenden Gefahr eines "Atomkrieges" und verkündet, dass die nukleare "Erstschlag"-Doktrin der USA in Kraft bleibt. Eine Drohung mit dem Atomkrieg!!!
Und Kirby, der Sprecher des US-Außenministeriums, kündigt am 28. September an, dass die Terroristen in Syrien Russland angreifen werden, russische Flugzeuge, russische Soldaten, russische Städte. Nachdem also Russland die USA offiziell der Terror-Unterstützung beschuldigt hat, drohen die USA mit "Atomkrieg" und erteilen ihren Terroristen in der Öffentlichkeit den Befehl, Russland anzugreifen. Damit klettern die USA auf eine neue Stufe der Eskalations-Leiter.
Das ist ein Spiel! Beide Seiten erhöhen die Einsätze, bis Einer nicht mehr weiter erhöhen kann oder sich nicht mehr traut, weiter zu erhöhen. Das ist die Eskalations-Spirale! Wer aussteigt, hat verloren, gibt sich geschlagen! Je höher man die Eskalations-Leiter hochklettert, desto anstrengender wird es für beide Konfliktparteien. Bevor man hochklettert, überlegt man sich daher, ob man selbst die neue Anstrengung aushalten kann, wie der Gegner wohl mit der neuen Stufe umgehen kann, ob und wie der Gegner noch eine Stufe höher klettern kann und wie gut man selbst und der Gegner die neue Stufe verkraften können. 
Man muss mehrere Schritte voraus denken. Wenn man denkt, dass es der Gegner es auf der nächsten oder übernächsten Stufe besser haben wird, als man selbst, sollte man nicht eskalieren. Aber man kann in diesem Spiel auch bluffen…
Was in diesem Spiel passiert, muss man sich bildlich veranschaulichen, damit man spürt und begreift, was eigentlich vor sich geht. Herzog Russland sagt also im Versammlungs-Saal, dass "König" USA die Terroristen unterstützt. Ein Raunen geht durch die Menge. In der Tasche von Herzogin "Deutschland" quakt ein Frosch, dass er Beweise dafür hat, dass die USA tatsächlich Terroristen unterstützen. (Das ist das Raunen in Deutschland, in jedem Land wird natürlich etwas Eigenes geraunt.) 
König USA zeigt derweil auf einen brennenden Laster und schreit: „Du hast das angezündet!“ Herzog Russland sagt: „Nö! Wir haben hier Videoaufnahmen von deinen Terroristen am Laster und von deinen Kampf-Drohnen über dem Laster.“ Der König schreit: „Du bist schuld an allem! Die Terroristen werden dich fressen! Und ein Atomkrieg kann dich auch ereilen!“ 
Und ein paar Tage später, am 3. Oktober, sagt der König: „Unser Deal zur Bekämpfung dieser Terroristen ist übrigens nichtig“. Und als Antwort gibt es eine schallende Ohrfeige von Herzog Russland. So schallend, dass alle im Saal erstarren!
Auf die Eskalation der USA, die am 3. Oktober ihren Schlusspunkt findet, kommt blitzschnell die Antwort von Russland. In Form einer neuen Eskalations-Stufe. Schauen wir uns das und die Reaktion der USA im Detail an:
3. Oktober: Russland zieht sich aus dem  "Plutonium-Vertrag" zurück. Es geht um die Vernichtung von jeweils 34 Tonnen hoch angereichertem, waffenfähigem Plutonium. Aber das ist gar nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass Russland dazu sagt: "Wir können den Vertrag gerne wieder reaktivieren, nachdem die USA drei Bedingungen erfüllen":
  1. Die NATO aus Osteuropa abziehen.
  2. Alle Sanktionen gegen Russland aufheben und Reparationszahlungen für alle Sanktionen und alle Gegen-Sanktionen zahlen.
  3. Aufzeigen, wie die USA selbst den Vertrag erfüllen können.
In dieser Reihenfolge!
Veranschaulichen wir uns das bildlich. Herzog Russland sagt zum König: „Dieses waffenfähige Zeug, das wir beide abbauen wollten, weil wir angeblich Freunde geworden sind, dieses Zeug lassen wir mal schön liegen, wo es gerade ist. Und wenn du willst, dass wir uns das wieder anschauen, musst du dich vor uns auf die Knie werfen, deine Sünden gestehen, deine Armeen aus unserer Nachbarschaft abziehen und uns einen Lastwagen voll Gold herüberkarren. Und wenn du dann noch zeigst, dass du in der Lage bist, deinen Teil des Plutoniums zu zerstören, können wir wieder darüber reden, dass wir gemeinsam Plutonium zerstören“.
Genau das sagt Russland den USA am 3. Oktober, eingepackt in bürokratisch-diplomatischen Jargon. Das sagt Herzog "Russland" zum König USA, während alle anderen Herzöge und Grafen und Barone aus aller Welt drum herum stehen und ohnehin schon gebannt schauen, was zwischen Russland und USA passiert. Das ist kein Trolling mehr, das ist eine Ohrfeige!
Um die Bedeutung dieses Tages symbolisch zu unterstreichen, entlässt Wladimir Putin noch an diesem 3. Oktober eine Herde Prschewalski-Pferde in die Freiheit. Was soll die Sache mit den Pferden? Die CIA-Berichterstatter kommen sich wie immer geil vor mit ihren süffisanten Kommentaren.

Das "Prschewalski-Pferd", ein asiatisches Wildpferd, war in freier Wildbahn bereits ausgestorben. Mit den Exemplaren, die in den Zoo´s überlebt haben, hat man ein Auswilderungs-Programm gestartet, um diese Tiere, die der Mensch der Natur nahm, der Natur wieder zurück zu geben. Putin hat an diesem Prozess teilgenommen, indem er die Tore geöffnet hat und die Pferde aus dem Gehege in Richtung Freiheit lockte. 
Warum hat sich Putin beeilt, noch am 3. Oktober, bei Sonnenuntergang, diesen Termin wahrzunehmen? Man muss die Symbole lesen: Freiheitsliebendes, ungezähmtes Wesen, fast verschwunden von der Erde, ist dank großer Bemühungen wieder da. Und es wird in die Freiheit entlassen. Raus aus der Gefangenschaft und in die Freiheit. Das ist nur vordergründig eine Geschichte von Pferden, in Wirklichkeit erzählt uns Putin eine Geschichte von Russland.



Wir schreiben noch immer den 3. Oktober. Der Hofberichterstatter, die "New York Times" berichtet über das russische Ultimatum. Die Form der Berichterstattung ist bemerkenswert. Aussetzung des Plutonium-Vertrags wird schon in der Schlagzeile angekündigt. Im langen Text folgt die übrige Grütze über böse Russen und ganz am Ende, ganz kurz, wird das Ultimatum erwähnt. Bildlich: Der Berichterstatter des Königs macht nach dem russischen Ultimatum bekannt, dass Russland sich aus dem Plutonium-Vertrag zurückzieht. Der Berichterstatter erwähnt lang und breit, dass Russland böse ist und fügt am Ende, mit Seitenblick auf den König, hüstelnd und flüsternd hinzu, dass eine Reaktivierung des Vertrages wohl nicht zu erwarten sei, weil Russland noch diese drei dreisten Bedingungen gestellt hat.
Das ist wichtig! Wenn sein Berichterstatter es ihm auf englisch vorgelesen hat, kann der König später nicht behaupten, er hätte das "Ultimatum" nicht mitbekommen oder er hätte es eh´ nicht verstehen können, weil es auf russisch vorgetragen wurde. Nein, nein, die Bedingungen wurden  - für alle sichtbar -  dem König verlesen. Und einen Tag später legt Bloomberg nach und befasst sich eingehend mit den drei Forderungen, die nun schon in der Überschrift offen als Ultimatum betitelt werden. 
Damit kann ein fadenscheiniger Rückzieher nun wirklich ausgeschlossen werden. Die Botschaft ist angekommen, in ihrer ganzen Tragweite, alle Anwesenden im Saal haben das bezeugt. Der König kann nicht mehr sagen: „Ohrfeige? Welche Ohrfeige? Huch, habe ich etwas verpasst?“ Das ist wichtig! Das zwingt den König zu einer sofortigen Reaktion. Alles, was er jetzt tut, ist eine Reaktion, auch wenn er nichts tut.
Noch am 3. Oktober gibt das russische Außenministerium eine Stellungnahme über Venezuela ab. Hier das Entscheidende daraus:
Die Dynamik der Entwicklung der innenpolitischen Situation in Venezuela zeigt, dass unversöhnliche Kräfte innerhalb des Landes, die sich auf äußere Unterstützung stützen, die Eskalation der Spannung fördern. Das Ziel – um jeden Preis die Entmachtung der Regierung dieses Landes zu erreichen.
In diesem Zusammenhang erklären wir erneut, dass die einzige Grundlage der Lösung der innenpolitischen Probleme Venezuelas, wie jedes anderen Landes, das Respektieren der Verfassung und nationaler Gesetze ist. (…)
Was die internationale Gemeinschaft betrifft, darunter einige Nachbarn Venezuelas, würden wir solchen Kurs ihrerseits begrüßen, der die Normalisierung der innenpolitischen Lage in Venezuela fördern würde.
Übersetzt aus dem Diplomatischen: „Die USA spalten Venezuela von innen heraus, um die Regierung zu stürzen. Nach diesem Muster vollzogene farbige Revolutionen sind böse. Wir verhandeln mit der venezolanischen Regierung über unsere Einmischung in diesen Prozess und laden Venezuelas Nachbarn ein, sich uns im Kampf gegen die US-Farbrevolution anzuschließen.“
Nicht schlecht, so als Begleitprogramm zum Ultimatum. Der Hintergrund ist folgender. Die USA reißen Südamerika gerade in Stücke, um dort kontrollierbares Chaos mit "US-Marionetten" zu implementieren. Russland und China haben sich aus diesem Krieg auf dem südamerikanischen Kontinent heraus gehalten, obwohl der BRICS-Partner "Brasilien" gerade offen von den USA malträtiert wird. 
Warum diese Zurückhaltung? Geopolitik ist brutal! Der von Russland angebotene große Deal lautete: Lasst Eurasien in Ruhe, zieht euch hier langsam und euer Gesicht wahrend zurück. Wir lassen  - im Gegenzug -  die amerikanischen Kontinente in Ruhe. Wir herrschen über Eurasien, ihr herrscht über Amerika, wir mischen uns nicht beim jeweils Anderen ein!
Dieser Deal ist geplatzt! Die gemeinsame Zerstörung von Al Nusra sollte nur ein kleiner Baustein in diesem großen Deal sein. Das hätte echte Ruhe in den Nahen Osten gebracht und die USA hätten dabei als "Ruhestifter" auftreten können, hätten ihr Gesicht wahren und  - darauf aufbauend -  ihre Rückzugsstrategie entwickeln können. Das wäre der sanfte Übergang zur multi-polaren Welt!
Obama und die hinter ihm stehenden Kräfte waren zu diesem Deal bereit. Den Rückzug wollten die USA sich mit TTIP und TTP versüßen, indem sie die „zurückgelassenen“ europäischen und asiatischen Territorien über „Freihandelsverträge“ versklavt hätten. Das ist die „moderate“ US-Strategie. Dem radikalen US-Lager ist diese elegante Lösung aber nicht gut genug. 
Das radikale Lager geht davon aus, dass die USA in der Lage sind, so viel von der Welt in kontrolliertes Chaos zu stürzen, dass die USA sich als Hegemon und Ordnungshüter dieses Chaos behaupten können. Das moderate Lager hat nichts gegen Chaos in der Welt, es befürchtet nur, dass die USA damit scheitern werden und dann viel weniger haben werden als mit TTIP und TTP „auf friedlichem Wege“ zu erreichen ist.
Nachdem Obama die Umsetzung des wichtigen syrischen Bausteins nicht gewährleisten konnte, ist der Deal nun geplatzt. Und Russlands kleine Ansage zu Venezuela, die noch am 3. Oktober abgegeben wird, ist die erste kleine Botschaft an die Welt, dass nicht nur der Syrien-Deal geplatzt ist, sondern etwas viel Größeres.
Gut, Russland ist am 3. Oktober die Eskalations-Leiter hochgeklettert, und zwar nicht zu wenig. Wir warten auf die Reaktion des Königs!
Am 4. Oktober äußert sich Kerrys Stellvertreterin gegenüber einer russischen Zeitung zum Plutonium-Deal. Die US-Medien greifen das nicht auf. Das ist aus der Kategorie „hat der König gesagt, aber irgendwie auch nicht, weil es nur in Übersee berichtet wurde“. Gottemoeller ist sehr diplomatisch, sehr freundlich, ohne die Spur von aggressivem Auftreten. Sie ist „sehr erleichtert“, dass Russland sich verpflichtet hat, die 34 Tonnen Plutonium, um die es geht, nicht für Forschungs- oder Militärzwecke zu verwenden.
Zur Erinnerung und Veranschaulichung: König USA hat gerade eine schallende Ohrfeige von Herzog "Russland" erhalten. Eine kleine Stimme des Königs antwortet: „Oh, wir sollten zusammenarbeiten. Wir sind sehr froh, dass es nur eine Ohrfeige und kein Faustschlag war.“ Aber das ist nur eine Stimme in Übersee, die von den königlichen Berichterstattern verschwiegen wird, deswegen zählt diese Stimme nur halb.
Die große Stimme der USA, Außenminister Kerry, spricht am 4. Oktober bei einer Rede in Brüssel zur EU. Thema von Kerrys Rede: Trans-Atlantische Beziehungen. Die Rede ist schwach, Kerry erinnert an die guten, alten Zeiten und verspricht, dass alles weiter toll sein wird. Er schmiert der EU "Honig ums Maul" und fleht sie an, nicht von den USA wegzulaufen. So sieht einer seiner Mutmacher aus:
In the United States, we will never forget that Article 5 of the North Atlantic Treaty was triggered for the first time after 9/11. And I can assure you – that whatever you may have read in recent times – the United States of America will never fail to meet its own Article 5 obligations should any NATO member come under attack.
Ja, ein einziges Mal wurde der Bündnisfall ausgerufen, vom König selbst, und die Vasallen sind artig beigesprungen. Und gewiss, wer würde daran zweifeln, dass der König für seine Vasallen auch einspringen würde? Etwa nachdem der König die Türkei zum Abschuss eines russischen Flugzeugs angestachelt hat und dann, als die Türkei sofort den NATO-Rat einberufen hat, der König unmissverständlich kundgetan hat, dass man Artikel 5 nicht bemühen sollte in diesem Fall. Die Türkei hat verstanden und hat inzwischen die Seiten gewechselt. Und damit die Europäer vollends überzeugt sind davon, dass der König sie nie und nimmer fallen lässt, legt Kerry nach:
Übersetzung:
Dennoch, ich möchte betonen – und das möchte ich gerade im Licht der Nachrichten der letzten Tage betonen – die NATO ist ein Defensivbündnis. Die Menschen in Russland, gerade sie, sollten wissen, dass unsere Organisation, ungeachtet dessen, was ihre Führer ihnen manchmal darüber erzählen, nicht vorhat, ihre Nation einzudämmen oder ihre oder irgendeine andere Nation zu teilen. Wir wollen mit Russland zusammenarbeiten. Wir wollen mit einem Russland zusammenarbeiten, das genauso engagiert ist beim Lösen von Herausforderungen. Mit dem russischen Außenminister habe ich tatsächlich wohl mehr Zeit verbracht als mit irgendeinem anderen Diplomaten.
Das ist pure De-Eskalation. König USA zeigt Schwäche und versichert Herzog "Russland", dass keine feindlichen Absichten bestehen. „Hey Bruder! Wir sind doch Brüder, oder? Ich bin doch sogar per Du mit Lawrow!“
Und dann schleichen sich noch solche symbolischen Sätze in seine Rede: „Today, the world is less hierarchical and power is more broadly shared.“ Ja, wie die Welt-Hierarchie gerade flöten geht, erleben die Eliten live mit.
In der Fragerunde nach der Rede fragt niemand nach dem "Plutonium-Deal" und dem "Ultimatum". Und auf der täglichen Pressekonferenz des US-Außenministeriums fragt am 4. Oktober auch niemand nach dem Plutonium-Deal und dem Ultimatum. Es wird gefragt, welche Optionen die USA in Erwägung ziehen, nachdem sie den Deal mit Russland aufgekündigt haben. Der Sprecher will keine Details nennen und betont gebetsmühlenartig, dass die USA eine multi-laterale Lösung suchen – also kein Alleingang in Syrien. Und die Lösung soll am besten politisch sein – also keine Entschlossenheit zum militärischen Durchgreifen. Nichts konkretes, keine Entschlossenheit – das sind Zeichen von Schwäche!
Am 5. Oktober steigt Russland aus dem Abkommen über Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung in den Bereichen Atom und Energie aus. Grund: die USA sind 2014 ausgestiegen (im Rahmen der Sanktionen). Am gleichen Tag setzt Russland das Exekutiv-Abkommen zwischen Rosatom und dem Energieministerium der USA über Kooperation bei der Erforschung der Möglichkeit der Konversion der russischen Forschungsreaktoren zur Nutzung von niedrig angereichertem Uran-Brennstoff aus. Grund sind ebenfalls Sanktionen der USA von 2014, unter anderem im Bereich der zivilen Atom-Nutzung. Die im Rahmen des Abkommens abgeschlossenen Verträge werden noch erfüllt. Im übrigen wird Russland selbst entscheiden, ob und wann es russische Forschungsreaktoren auf niedrig angereicherten Uran-Brennstoff umstellen wird.
Zwei weitere Verträge im Nuklear-Bereich sind also ausgesetzt! Vermeldet unter anderem auf der Seite des russischen Außenministeriums, damit es alle Welt sicher mitbekommt. Das russische Außenministerium vermeldet auch, dass Lawrow und Kerry miteinander telefoniert haben, auf Kerrys Wunsch. Es wird häufig mitgeteilt, auf wessen Wunsch ein Kontakt stattgefunden hat. Das ist wichtig!
Kerry ist also der Bittsteller für diesen Dialog, Lawrow derjenige, der sich bitten lässt. Die kleine Information darüber, wer den Kontakt initiiert hat, kann in bestimmten Situationen schmerzhaftes Trolling sein. Nicht immer! Aber wenn der König den Kontakt zum angeblich unterlegenen Feind suchen muss, kaum dass er den Kontakt abgebrochen hat, ist es unangenehm. Und wenn der Feind dieses Detail in alle Welt hinaus posaunt, ist es schmerzhaftes diplomatisches Trolling.
Auf der täglichen Pressekonferenz des US-Außenministeriums am 5. Oktober wird nach dem Telefonat gefragt, und warum das denn stattfinden musste. Betreiben die USA jetzt also doch wieder bilaterales Engagement mit Russland? Der Sprecher windet sich, um zu erklären, dass das Telefonat kein Engagement der USA ist, sondern nur so ein Gespräch, irgendwie… es wäre ja unverantwortlich, nicht mit den Russen zu sprechen, bei der heißen Lage in Aleppo. 
Dann sagt der Sprecher etwas wichtiges, als Erklärung für den hartnäckigen Journalisten, der darauf beharren will, dass das Telefonat echtes Engagement darstellt. Der Sprecher sagt:
Übersetzung:
TONER: An den Tatsachen am Boden hat sich nichts geändert. Wir haben keinen Waffenstillstand. Wir haben keinen Hilfskorridor. Wir haben kein Element, kein Kernelement des Abkommens vom 10. September ist implementiert worden oder wird gerade implementiert. Es gibt nichts – es wird die gemeinsame Operationszentrale nicht geben. Keine der, wenn Sie so wollen, Möhren für Russland, oder das, was Russland behauptete zu wollen, die gemeinsame Operationszentrale – nichts davon macht Fortschritte. Aber ich denke, und das habe ich gestern zu erklären versucht, nur weil dieser konkrete, bilaterale Kanal geschlossen ist, werden wir uns nicht einfach zurückziehen aus Syrien. Wir werden versuchen, auf multi-lateraler Ebene, unsere Bemühungen mit gleichgesinnten Partnern und Verbündeten zu koordinieren, und das schließt Russland und Iran mit ein. Bedauerlicherweise schließt sie das mit ein.
Man muss den Kontext dieser Aussage beachten. Die Aussage wird als Erklärung gereicht, warum Kerry´s Telefonat nicht von Bedeutung ist. Wir erfahren, was wirklich von Bedeutung ist für die USA. Wirklich von Bedeutung ist, den Deal vom 9. September nicht umzusetzen. Und das gemeinsame Operationszentrum, das eine Schlüsselrolle bei der Vernichtung von Al Nusra spielen sollte, das ist nur eine Möhre für Russland. So wie andere Details des Deals auch nur "Möhren für Russland" waren. Das US-Außenministerium verheimlicht nicht, spricht offen aus, dass der Deal seitens der USA nur Show war, um die Russen bei Laune zu halten. Dass die Umsetzung der Pläne nicht erfolgt ist und nicht erfolgen wird, verbucht das US-Außenministerium als Verdienst und Erfolg.
Wichtig ist der erneute Verweis auf multi-laterale Lösungen. Das ist ein starkes Signal an die Welt. Multi-lateral schließt einen Atomkrieg schon mal aus, denn es ist jedem klar, dass die USA keine Partner für einen Atomkrieg gewinnen können, nicht mal im Lager ihrer Freunde und Vasallen. Dass man es bedauert, mit Russland zusammenarbeiten zu müssen, es aber dennoch tun muss und tun wird, sagt der Welt einiges über das Potential der USA aus. Der König sagt: „Wir hassen sie, aber wir müssen mit ihnen zusammen arbeiten“.
Sofort im Anschluss kommt eine Frage und… ein Fehler des Sprechers:
Wie sehen denn die aktuellen Beziehungen zwischen USA und Russland aus? Übersetzung der Antwort:
TONER: Wie schätzen wir sie ein? Während es uns nicht gelungen ist, bei diesem Bestreben in Syrien nennenswert zu kooperieren, behalten wir unsere Differenzen mit Russland bei, über die Ukraine, über das, was gerade in Syrien passiert, und in anderen Bereichen. Aber wo wir konstruktiv kooperieren können, so etwa im nuklearen Bereich – und in der Tat, dass sie kürzlich das "Plutonium Management and Disposition Agreement" ausgesetzt haben – das ist eine Tragödie, weil wir in diesen Bereichen in der Vergangenheit erfolgreich kooperiert haben. Noch mal, es ist im Interesse unserer beider Länder, diese Bemühungen fortzusetzen.
Das tut weh! Der Sprecher gibt zu, dass der von Putin ausgesetzte Vertrag eine Tragödie ist. Der König sagt damit: „Ja, die Ohrfeige hat weh getan“. Der Sprecher spricht sich dann für die Fortsetzung der Zusammenarbeit im nuklearen Bereich aus – am Tag, an dem Russland zwei weitere Verträge in eben diesem Bereich aussetzt. Der König sagt: „Lasst uns aber sonst zusammenarbeiten, ja?“, während Herzog "Russland" sagt: „Scher dich zum Teufel“! 
Das tut weh, und da hat sich Mark Toner offensichtlich verplappert. Dafür wird man ihn kräftig ausgepeitscht haben im Anschluss an die Pressekonferenz. Warum verplappert? Weil die Presse an diesem Tag erneut keine einzige Frage zum "Plutonium-Vertrag" oder dem "Ultimatum" gestellt hat. Der Sprecher hat das Thema selbst eröffnet. Und selbst dann hat kein einziger Journalist das Thema aufgegriffen und weitere Fragen dazu gestellt. Es wurde sofort das Thema gewechselt. 
Die Journalisten haben einen Maulkorb. "Plutonium-Vertrag" und Putin´s "Ultimatum" sind ein Tabu-Thema. Es läuft Tag zwei nach dem Ultimatum an den König und kein Journalist interessiert sich dafür? Nein, sie interessieren sich alle brennend! Aber man hat ihnen ein so deftiges Verbot auf dieses Thema erteilt, dass sie selbst dann schweigen, als das US-Außenministerium versehentlich selbst das Thema eröffnet. 
So ist sie, die "freie" Presse. Dieses unnatürliche Schweigen, das sich auch in den Tagen nach dem 5. Oktober fortsetzen wird, ist natürlich auch ein Signal. Es ist ein Zeichen großer Schwäche, aber offenbar haben die PR-Experten der US-Regierung auch nach zwei Tagen keine Formulierung gefunden, die auf Putin´s Ultimatum eingeht und besser als betretenes Schweigen wäre. Das ist hart! Und die ganze Welt schaut zu! Nicht die Welt der einfachen Bürger, die verpassen dieses grandiose Schauspiel dank ihrer Qualitätsmedien. Aber die Welt der Elite schaut gebannt zu.
Wir steigen direkt nach Toners Aussetzer wieder in die Pressekonferenz ein:
Was ist denn nun mit den US-Optionen nach dem abgesagten Deal? Na, nichts Neues, die Regierung überlegt fleißig. Der Reporter gibt sich damit nicht zufrieden, will mehr als das herauskitzeln, fragt konkret nach den Kurden, die angeblich eine eigene Förderation verkünden wollen, schon am Wochenende. Was hält der König davon? Halten Sie sich fest: Toner beruft sich gleich drei Mal auf die UN-Resolution 2254 und sagt, dass die USA die territoriale Integrität Syriens unterstützen!
Als direkte Antwort auf Ihre Frage, wir mahnen alle Parteien in Syrien an, im Einklang mit der UN-Resolution 2254 zusammenzuarbeiten, um den politischen Prozess voranzutreiben. Was wir nicht wollen, sind Gruppen, die davon abweichen und eigene Systeme oder eigene de facto Staaten kreieren. Das muss alles im Rahmen einer politischen Transition geschehen, wie sie in der Resolution 2254 verankert ist.
Ein klarer, unmissverständlicher Befehl an die Kurden, ihre Pläne für das Ausrufen einer wie auch immer gearteten Autonomie sofort einzustellen. Das ist zu 100% das, was Russland die ganze Zeit predigt. Und es ist genau entgegengesetzt zu den US-Plänen über die Gründung eines Kurden-Staates. Das heißt nicht, dass die USA ihre Pläne vom Kurden-Staat begraben haben. Aber es ist eine weitere Geste der De-Eskalation. König USA sagt zu Herzog "Russland": „Ok ok, wir sind schon artig.“
Gleichzeitig droht der Generalstabs-Chef der US-Armee, Mark Milley, dass es einen Krieg zwischen USA und ihren Kontrahenten Russland und China geben wird. Die USA würden ihre Feinde prügeln, wie sie noch nie geprügelt wurden. Er sagt aber auch Dinge wie „ungeachtet all unserer Herausforderungen“, womit er auf die gewaltigen strukturellen und strategischen Probleme der US-Armee eingeht. Milley warnt davor, dass der nächste Weltkrieg extrem blutig sein wird. Nun, daran zweifelt niemand! Das ist auch der größte Schutz davor, dass die USA einen solchen Krieg anzetteln werden. Wir konstatieren dennoch, dass das US-Militär im Gegensatz zur Regierung harte Rhetorik demonstriert. Der General erklärt sich bereit, in den Krieg zu stürzen und alle Feinde zu zerstören, wenn der "König" es befiehlt.
Am 6. Oktober warnt das russische Außenministerium die USA eindringlich vor einem Militäreinsatz der USA gegen die syrische Armee. Die US-Presse hat Hinweise auf entsprechende Pläne der USA diskutiert. Russland dazu: "Der Himmel über Syrien wird überwacht und Russland ist bereit, all seine Luftverteidigungssysteme gegen jegliche unbekannten Flugobjekte einzusetzen. Man wird nicht erst herausfinden, wem die entsprechenden Flugzeuge und Raketen angehören. Diese Warnung erstreckt sich auf sämtliche Luftangriffe auf das von Damaskus kontrollierte Territorium!"
Was haben die USA am 6. Oktober mitzuteilen? Wir wenden uns wieder an das US-Außenministerium und seine Pressekonferenz.
Noch mal die Bestätigung, dass die USA keinen "Alleingang" vorhaben. Sie suchen nach einer Koalition, um jetzt irgendwas neues in Syrien auszuprobieren. Der König dreht sich zu seinen Vasallen um und flüstert: „Was sollen wir jetzt machen? Was sollen wir jetzt machen?!“ Es ist bezeichnend, dass die USA keinen Plan B in der Tasche haben. Was machen deren Diplomaten eigentlich die ganze Zeit? 

Russland hat einen "Plan B" vorbereitet für den Fall, dass die USA den Syrien-Deal platzen lassen. Russland ist nach dem Scheitern von Plan A sofort zu Plan B übergegangen. Die "Ohrfeige" für die USA in Form eines Ultimatums, gleich drei ausgesetzte Nuklearverträge, symbolische Gesten, das Eröffnen der Südamerika-Front. Und noch viele andere Dinge, die wir noch sehen werden. Das haben sie sich nicht erst am 3. Oktober ausgedacht, nachdem die USA den Deal platzen ließen. Das war alles schon vorbereitet und musste in der "Stunde X" nur aus der Schublade geholt werden. 



Und die USA haben nichts! Tag um Tag fragt die "Pressemeute", welche Pläne es denn nun gebe, und die Sprecher können keine Pläne präsentieren. Die Sprecher wissen nicht einmal, in welchem Format die USA nun weitermachen wollen. Mittels der UN? Mittels der ISSG? Irgendwie anders? Die haben keine Ahnung und keinen Plan. Der Plan war, den Syrien-Deal platzen zu lassen, weiter haben sie nicht gedacht!
Der Journalist fragt, ob die USA "Aleppo" aufgegeben hätten und wie sie verhindern wollen, dass die syrische Armee es unter Kontrolle bekommt? Kirby ist tief besorgt über die Belagerung von Aleppo und über die gestiegenen Bemühungen der syrischen Armee, diese Stadt einzunehmen. Der Journalist fragt, wie die USA dagegen vorgehen? Kirby antwortet, dass Kerry genau deshalb mit Lawrow telefoniert habe, um seine Sorgen über die Lage in Aleppo zu übermitteln. Die USA sind weiterhin an einem Waffenstillstand interessiert, gerade in Aleppo. Das werden die USA weiter anstreben, aber jetzt nicht mehr im bilateralen Format mit Russland, sondern im multi-lateralen Format.
Merken Sie es? Das große Ziel ist die Waffenruhe in Aleppo! Und all die „Möhren für Russland“ (O-Ton der US-Regierung) waren nur dazu gedacht, die Waffenruhe durchzusetzen. Was zum Teufel ist so wichtig an Aleppo? In Aleppo sind 6 bis 8 Tausend „Rebellen“, von denen die Hälfte zu "Al Nusra" gehören. Die USA und die UN haben Al Nusra als Terrororganisation anerkannt. Aleppo ist voll von Terroristen! Aleppo ist eine strategisch wichtige Stadt im Syrien-Krieg. Strategisch gelegen, sehr groß, gut zu verteidigen, sehr schwer einzunehmen. Und voll von westlichen Agenten und moderaten Terroristen. Wenn Aleppo fällt, ist der Syrien-Krieg endgültig entschieden! Die Terroristen können sich im übrigen Territorium nirgends mehr festkrallen. Überall sonst kann man sie leicht ausräuchern und zubomben. Aleppo ist eine Bastion. Eine Bastion der Terroristen!
Zurück zur Pressekonferenz:
Der Journalist geht auf die oben zitierten Warnungen des russischen Verteidigungs-Ministeriums ein. Nehmen die USA solche Warnungen etwa ernst? Wie wirkt sich das auf etwaige militärische Pläne der USA in Syrien aus? Könnte es dabei zu einer offenen Konfrontation mit Russland kommen?
Sehen Sie, es ist noch längst nicht bei allen angekommen, dass die Welt sich gerade sehr schnell ändert. Der forsche Journalist ist immer noch im Glauben gefangen, dass niemand es wagen wird, sich den USA entgegen zu stellen. Aber der "König", vertreten durch seinen Sprecher Kirby, ruft zu Mäßigung auf. Niemand wolle eine Eskalation zwischen USA und Russland. Und wie er schon oft gesagt habe, die USA glauben nicht an eine "militärische" Lösung (...das sind ganz neue Töne!).
Später wird Kirby noch mal wegen der russischen Warnung gefragt. Wird diese die USA etwa in ihren militärischen Plänen einschränken? Ja, nein, man diskutiere intern natürlich alle Optionen, aber man habe eine große Verantwortung, und man glaube fest, dass eine diplomatische Lösung die bessere ist.
Das kann doch nicht wahr sein, denken sich die Journalisten, und fragen noch mal:
Also wenn die USA sich für einen Militärschlag entscheiden, wird das nur so eine kleine Strafe sein oder eine große Operation? Oder wird man wie in Libyen das Regime stürzen? Kirby: "Wir glauben an die diplomatische Lösung, das ist das Beste!"
Zum "Plutonium-Deal" und zum "Ultimatum" von Putin kommt erneut keine einzige Frage! Stellen Sie sich vor, wie tief der Schock sitzt, dass das Thema mit einem totalen Redeverbot belegt wurde. Das, was nicht gesagt wird, ist oft entscheidender als das, was gesagt wird. Das ist so ein Fall! Eine öffentliche Ohrfeige für den "König", und niemand im Lager des Königs spricht ein Wort darüber. Das ist entscheidend! Alle fragen den König, ob dem Russen eine Ohrfeige oder einen Faustschlag versetzen wird, und der König antwortet, dass er nur reden will.
UN-Sonderbeauftragter für Syrien, Staffan de Misturabietet am 6. Oktober an, die Nusra-Terroristen persönlich aus Aleppo zu geleiten. Gut so, ab nach Idlib mit ihnen. Das widerspricht allerdings den US-Interessen.
Am 6. Oktober beschwert sich die Washington Post, der zweite wichtige Hofberichterstatter des Königs, dass Obama eine Kongress-Initiative für neue Sanktionen gegen Russland torpediert. Josh Earnest, der Sprecher des Weißen Hauses, sagt:
Das Weiße Haus ist besorgt, dass sich niemand den "Sanktionen gegen Russland" anschließen wird. Damit ist das Sanktionen-Gerede in Deutschland, das zeitgleich in die Presse gestreut wurde, auch abgehandelt.
Auch noch am 6. Oktober wird in Russland die baldige Fertigstellung der zweiten Luftwaffendivision im Fernen Osten Russlands verkündet. Es handelt sich um strategische "Langstrecken-Bomber". Das soll den Staaten der Pazifik-Region den Ernst der russischen Ziele in der Region demonstrieren. Achten Sie auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung! Der Aufbau der Division begann schon vor etlichen Wochen oder Monaten, und der Prozess ist noch nicht beendet. Aber JETZT und nicht erst später will Russland darauf aufmerksam machen. Russland fordert die USA heraus und will keinen Zweifel am Ernst dieses Vorhabens lassen.
Vom 4. bis 7. Oktober wird in Russland eine riesige landesweite „Übung für zivile Verteidigung in großmaßstabigen Notsituationen natürlichen oder technischen Charakters“ durchgeführt. 40 Millionen Bürger (!) und 200 Tausend Rettungskräfte nehmen teil! Eine große Notsituation technischen Charakters ist ein "Atomkrieg"! Russlands Signal: "Wir sind bereit, selbst für den Atomkrieg. Und zwar sind wir nicht mit Gelaber bereit, sondern mit Taten. Nicht nur unsere Armee, auch unsere Zivilisten sind auf das Schlimmste vorbereitet. Und ihr?"
Am 6. Oktober reagiert das Pentagon auf die Stationierung russischer S 300 Luftabwehr-Systeme in Syrien:
Das Pentagon gibt sich verbal härter als das Weiße Haus oder das Außenministerium. Aber es steckt nicht viel dahinter. Das Pentagon will seine Operationen fortsetzen (...was immer das heißt!). Also keine neuen Operationen, keine Änderung! Und der militärische Kommunikationskanal zu Russland wird ja nicht geschlossen, er hilft Zwischenfälle zu verhindern. Also keine Zwischenfälle geplant. Kampf-Rhetorik sieht anders aus! Die kann man derzeit bei Russland beobachten: „Wenn ihr eine Bombe am falschen Ort abwerft, werdet ihr garantiert abgeschossen.“ (...das ist unmissverständlich!)
Aber! Die US-Armee macht am 6. Oktober Testflüge, bei denen die "Attrappe einer Atomrakete" abgeworfen wird. Na, immerhin! Eine zarte Drohung mit dem Atomkrieg.
Die Vasallen springen dagegen schon ab! Bei den deutschen Kampfflugzeugen, die in Syrien im Einsatz sind, ist ein technischer Defekt eingetreten. Bei allen Flugzeugen. gleichzeitig! Deswegen können die Deutschen bis auf weiteres nicht mehr über Syrien fliegen.
Jedwede Gefährdung für Personen und Material“ solle ausgeschlossen werden, heißt es.
Man darf es offiziell natürlich nicht sagen, aber Jedem ist klar, dass dieses Kommando zuerst kam, und die technischen Defekte danach - um jedwede Gefährdung für Personal und Material auszuschließen.
Springen wir zum nächsten Tag, dem 7. Oktober. Manche Vasallen distanzieren sich weiter vom König. Merkel:
„Ich sage es mal ganz vorsichtig: Die Tatsache, dass ein Freihandelsabkommen, das wir mit Russland verhandeln würden, wahrscheinlich nur die Hälfte aller Diskussionen mit sich bringen würde, das muss uns doch zu denken geben“, sagte Merkel auf dem Tag der "Deutschen Industrie" in Berlin mit Blick auf die massive Kritik an TTIP.
Lassen Sie sich das auf der Zunge zergehen! Merkel stellt einen "direkten Vergleich" zwischen USA und Russland her und Russland gewinnt in diesem Vergleich. Herzogin Merkel sagt: „Nun, ja, mit Herzog Russland hätten wir echt weniger Probleme, als mit unserem König. Darüber müssen wir mal nachdenken.“ 

Das sagt sie nicht irgendwann, sie sagt es jetzt, in der "hochsensiblen Phase", nachdem der König eine schallende Ohrfeige kassiert hat und bisher als Reaktion de-eskaliert, während Russland täglich mehrfach provoziert. Ja, das gibt den Vasallen zu denken!
Am gleichen Tag sagt Juncker:
"Europa wird vor den USA nicht in die Knie gehen, wir werden die Prinzipien, die Europa zum Erfolg geführt haben, nicht in den Wind schlagen".
Derweil kündigt Russland am 7. Oktober an, ehemalige Militärbasen in Kuba und Vietnam wieder in Betrieb zu nehmen!
In Venezuela wird ein "Chavez"-Denkmal eingeweiht. Gesponsert von Rosneft, dem russischen Öl-Giganten. Rosneft-Chef Swetschin ist auf der Feier dabei. Chavez ist eine Symbolfigur im Kampf Südamerikas gegen den destruktiven US-Einfluss. Eine symbol-trächtige Geste, ihm ein Denkmal zu setzen. Damit keine Zweifel bleiben, welche Entwicklung Russland in Südamerika unterstützen wird.
Und der neu geschaffene "Hugo-Chavez"-Friedenspreis geht an… Putin! Das ist natürlich auch ein Symbol! Denn gleichzeitig wird der Friedensnobelpreis verliehen. Der Friedensnobelpreis ist eine Auszeichnung der „internationalen Gemeinschaft“. Die internationale Nicht-Gemeinschaft hat auch einen Friedenspreis vergeben. Die Ansage: "Wir werden bei Bedarf eigene Strukturen schaffen, parallel zu den Strukturen der „Internationalen Gemeinschaft“.
Und wir erinnern uns natürlich an die kleine Meldung des russischen Außenministeriums vom 3. Oktober. Nach nur vier Tagen hat sich Russland symbolisch breitgemacht in Venezuela. Den Worten folgen ganz schnell Taten. Im Gefolge von Swetschin ist selbstverständlich eine Delegation von russischen Agenten eingereist, die in Venezuela den Kampf gegen die US-Agenten aufnehmen wird.
Steinmeier hat mit Lawrow telefoniert. Russlands Ansage bleibt klar: "Die Terroristen werden eliminiert. De Mistura darf sie aber vorher gern persönlich aus Aleppo rausführen".
Wir wenden uns der Pressekonferenz des US-Außenministeriums vom 7. Oktober zu. Hier wird die offizielle Außenpolitik verkündet. Hier ist der beste Ort, um die Aktionen und Reaktionen des "Königs" im großen Versammlungssaal der Weltgemeinschaft zu beobachten. Kerry hat Russland beschuldigt, ein Krankenhaus in Aleppo zerbombt zu haben. Die Journalisten wittern Blut – jetzt ist die Zeit der Rache gekommen!
Kirby windet sich wie ein Aal. Ja, nein, nicht Aleppo, und auch kein Krankenhaus, sondern ein "Feld-Lazarett". Aber genau wissen wir es auch nicht. Wir wissen nichts Genaues, aber das mit dem Krankenhaus in Aleppo, das ist ein "Missverständnis".
An diesem Punkt ist klar, dass es an diesem Tag keine Rache geben wird.
„Let’s take 10 steps back here.“ – Lasst uns hier zehn Schritte zurück gehen. Dem "König" geht die ganze Sache schon zehn Schritte zu weit. Wo genau wie viele Zivilisten getötet wurden, will der König nicht sagen. Aber "Russland" hat insgesamt 400 Zivilisten getötet in den letzten Tagen, das ist sicher (...glaubt das noch Irgendjemand?).
Dann folgt ein langes Herumgeeiere über Kerrys Forderung nach einem Kriegsverbrecher-Prozess gegen Russland. Gleicher Stil, Kirby windet sich ausweichend, wir ersparen uns das, obwohl es prächtiges, erniedrigendes Schauspiel ist. Wir schauen uns das Ende an:
Übersetzung:
FRAGE: Einfach gesagt, glaubt die US-Regierung, basierend auf all den Informationen, die sie gesammelt hat, dass Russland Kriegsverbrechen in Syrien begangen hat?
KIRBY: Ich möchte Sie erneut auf das verweisen, was er [Kerry] in der UN gesagt hat und was er heute gesagt hat, dass – er sagte, dass diese Luftschläge eine klare Verletzung des internationalen Rechts sind.
FRAGE: Das ist nicht das, was er heute gesagt hat.
KIRBY: Nein, aber er sagte das in der UN.
FRAGE: Okay. Also sind Sie nicht bereit zu sagen, dass Sie glauben, dass Russland Kriegsverbrechen in Syrien begangen hat.
KIRBY: Nein, und der Minister hat heute nicht darauf angespielt.
Das ist eine echte Komödie! Die Pressekonferenz vom 7. Oktober müssen Sie sich unbedingt in Gänze durchlesen. Sie fragen sich vielleicht, was das alles soll – Kerry sagt der Presse, dass Russland Kriegsverbrechen begeht und dafür vor ein Tribunal gestellt werden sollte, und sein Ministerium widerspricht ihm am gleichen Tag – nein nein, man habe ihn falsch verstanden. Keine Kriegsverbrechen!
Es gibt zwei Realitäten. Die eine Realität im Versammlungssaal des Königs. Da tobt der Machtkampf der Eliten! Und dann gibt es die "Zombie-Realität", die sorgfältig abgeschirmt ist von der Versammlungssaal-Realität. Sehen Sie, der offizielle Sprecher des US-Außenministeriums hat auf Nachfrage ganz klar gesagt, dass die USA keine Beweise für russische Kriegsverbrechen in Syrien haben!!!

Die Presse war da und hat es aufgezeichnet. Hat die Presse nach dem 7. Oktober irgendwo getitelt, dass die USA keine Beweise haben und nicht behaupten, dass Russland Kriegsverbrechen begeht? Nein. Es ist ja die „freie Presse“, sie ist dafür da, ein "Zerrbild" für die Zombies zu erstellen. Das macht sie auch! 

Im Zerrbild fuchtelt der König mit den Armen und fordert ein Kriegsverbrecher-Tribunal für Herzog "Russland". Das ist Zombie-Scheiße. Schauen Sie rein in den Versammlungssaal des Königs und Sie sehen ein ganz anderes Bild. Der König steht geduckt und stammelt seit Tagen davon, dass Reden ganz toll sei. Die Zombies sollen dieses traurige Schauspiel nicht sehen! Die virtuelle Zombie-Realität wird später angepasst werden – in der Richtung, die den Eliten nützlich ist. Aber zuerst müssen die Eliten unter sich klären, wie die neue Welt aussehen wird.
Übrigens, was Kriegsverbrechen angeht, schauen wir doch mal kurz in die Wikipedia rein, was das überhaupt ist:
Die umfassendste Rechtsquelle hinsichtlich der heute völkerrechtlich als Kriegsverbrechen zu ahndenden Straftatbestände ist das Römische Statut des Internationalen Strafgerichtshofs. Nach Art. 8 Abs. 2 b) des Römischen Statuts sind u. a. Kriegsverbrechen
„(…) schwere Verstöße gegen die (…) im internationalen bewaffneten Konflikt anwendbaren Gesetze und Gebräuche, nämlich jede der folgenden Handlungen: i) vorsätzliche Angriffe auf die Zivilbevölkerung als solche (…); ii) vorsätzliche Angriffe auf zivile Objekte (…); iv) vorsätzliches Führen eines Angriffs in der Kenntnis, dass dieser auch Verluste an Menschenleben, die Verwundung von Zivilpersonen, die Beschädigung ziviler Objekte (…) verursachen wird, die eindeutig in keinem Verhältnis zu dem insgesamt erwarteten konkreten und unmittelbaren militärischen Vorteil stehen; v) der Angriff auf unverteidigte Städte, Dörfer, Wohnstätten oder Gebäude, die nichtmilitärische Ziele sind (….); vi) die Tötung oder Verwundung eines die Waffen streckenden oder wehrlosen Kombattanten (…); xvi) die Plünderung einer Stadt oder Ansiedlung (…); xvii) die Verwendung von Gift oder vergifteten Waffen; xviii) die Verwendung erstickender, giftiger oder gleichartiger Gase (…); xx) die Verwendung von Waffen, Geschossen, Stoffen und Methoden der Kriegführung, die geeignet sind, überflüssige Verletzungen oder unnötige Leiden zu verursachen (…); xxii) Vergewaltigung, sexuelle Sklaverei, Nötigung zur Prostitution (…); xxiii) die Benutzung der Anwesenheit einer Zivilperson oder einer anderen geschützten Person, um Kampfhandlungen von gewissen Punkten, Gebieten oder Streitkräften fernzuhalten; xxv) das vorsätzliche Aushungern von Zivilpersonen (…).“[8]
Vorsätzliche Angriffe auf Zivilpersonen oder Zivilobjekte sind Kriegsverbrechen. Nun behaupten die USA die ganze Zeit, dass Russland vorsätzlich Zivilisten und Krankenhäuser bombt – also Kriegsverbrechen begeht. Aber Beweise für "Kriegsverbrechen" haben die USA nicht, wie Kirby hier auf Nachfrage mitgeteilt hat. Die Zombie-Realität, die von der Westpresse verbreitet wird, ist reine LÜGE. Die Information darüber ist öffentlich – in den Primär-Quellen. Die Zombies konsumieren aber keine Primär-Quellen, sie konsumieren „Qualitätsmedien“. Wagen Sie also ruhig ab und zu einen Blick in die Primär-Quellen!
Zurück in den Versammlungssaal, wo die Eliten-Realität stattfindet:
Übersetzung:
FRAGE: John, nur zur Klärung: Wen möchte er [Kerry] in der Leitungs der Untersuchung [des Tribunals] sehen?
KIRBY: Er will nicht – noch mal, der Minister will nicht vorgreifen, aber er denkt, dass es ein lohnenswertes Thema für die Internationale Gemeinschaft ist.
Sehen Sie? Offiziell will der "König" nichts unternehmen. Aber so als Diskussion in der „Internationalen Gemeinschaft“… Sie verstehen schon, Kerry hat den Einwurf gemacht, damit die Qualitäts-Presse die virtuelle Zombie-Realität aufrecht erhalten kann. Und hier müht sich der König ab, seinen Presse-Baronen klar zu machen, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem, was der König tut und dem, was die Barone den Zombies sagen müssen, was der König tut. 

Die Presse-Barone waren so lange mit der Zombifizierung beschäftigt, dass sie sich selbst angesteckt haben und an die Zombie-Realität glauben. Jetzt muss der König sie wieder auf den Unterschied zwischen Realität und Zombie-Realität hinweisen. Und diese "Komödie" findet öffentlich statt! 

Aber jenseits der Eliten schaut sich das kaum jemand an! Eine Tragödie ist das. Nun, wir sind hier, um das für einen Moment zu ändern. In diesem Beitrag vergessen wir kurz die Zombie-Realität und schauen in den Versammlungssaal des "Königs", wo die echte politische Realität stattfindet.
Hier, ein Leckerbissen von einem verwirrten Presse-Baron:
Übersetzung:
FRAGE: Ich denke, die Konfusion ist entstanden, weil Kerrys Äußerungen als Signal verstanden wurden, dass die Einsätze erhöht wurden, dass es ein Signal war, dass die USA bald ein Kriegsverbrecher-Tribunal ausrufen werden.
Sie erinnern sich, dass die Konfrontationspolitik ein "Spiel" ist, bei dem abwechselnd die Einsätze erhöht wurden, bis eine Seite nicht mehr erhöhen kann. Russland hat erhöht, Russland hat täglich kräftig nachgelegt, wie oben schon dargelegt ist. Die Presse-Barone warten nun darauf, dass die USA ihrerseits erhöhen. Einen Tag nach dem anderen sitzen sie auf der Audienz des Königs und hören überdeutliche De-Eskalationssignale, aber sie kapieren es nicht und glauben schon selbst an die Zombie-Realität, die sie berufsmäßig verbreiten -  und so warten sie sehnlich darauf, dass der König die Einsätze erhöht. Er muss sie doch erhöhen, nicht wahr?
Das geht die ganze Zeit so weiter. Hier:
Aber die 20 Toten und die 100 Verletzten? – Nein, wir haben dazu keine Angaben. Nichts Konkretes. Aber zwei "Krankenhäuser" (...war es nicht ein Feld-Lazarett?) haben die Russen zerbombt und 400 Zivilisten getötet (...seit wann befinden sich "Zivilisten" in einem Feld-Lazarett?).
Verrückt. Kirby behauptet abwechselnd mehrmals, dass Russland Kriegsverbrechen begeht und dass Russland keine Kriegsverbrechen begeht. Das heißt, er sagt ständig, dass Russland Kriegsverbrechen begeht, aber immer wenn er eine winzig-kleine konkrete Bestätigung davon geben soll, sagt er, dass Russland keine Kriegsverbrechen begeht. Und die Presse-Meute kapiert es einfach nicht… Es gibt offiziell keine Kriegsverbrechen, aber die Pressebarone sollen die Zombie-Realität vorerst nicht verändern, in der soll weiter von "russischen Kriegsverbrechen" gefaselt werden.
Wir bleiben bei dieser Pressekonferenz, sie ist einfach zu köstlich:
Übersetzung:
FRAGE: Der Vorschlag von de Mistura? Er hat vorgeschlagen, die Al Nusra Rebellen aus Aleppo raus zu ziehen. Würden Sie etwas in dieser Art unterstützen oder haben Sie einen Mechanismus oder würden Sie einen Mechanismus vorschlagen, um das umzusetzen?
KIRBY: Nun, wir haben den Vorschlag des Sonderbeauftragten vernommen. Wir verstehen die dahinterstehende Frustration. Was ich sagen möchte ist, dass wir weiter einen regen Kontakt zu Staffan de Mistura bezüglich dieser Sache pflegen werden, über den Versuch, eine Waffenruhe zu bewirken. Was jetzt passieren muss, Said, was besonders wichtig ist, ist dass die Belagerung von Aleppo endet.
Spüren Sie die Frustration darüber, dass Terroristen Aleppo verlassen? Unglaublich, es geht darum, Terroristen aus Aleppo rauszukriegen und Kirby redet von "Frustration". Den Vorschlag von de Mistura findet der König schlecht. Kirby hat den Vorschlag nicht unterstützt. Er hat gesagt, dass dieser Vorschlag genutzt werden soll, um eine Waffenruhe zu erwirken und die Belagerung von Aleppo zu beenden. Darum geht es. Wie schon oben gesagt wurde, in Aleppo entscheidet sich der Syrien-Krieg. 

Die USA krallen sich in diese Stadt fest, so fest, dass es ihnen egal ist, dass sie sich dabei offen als "Terroristen-Unterstützer" entblößen (...das pfeifen schon lange die Spatzen von den Dächern!). Sie hoffen einfach darauf, dass ihre Presse-Barone das Volk weiter zombifizieren werden und die Menschen die Offenbarungen des Königs im Versammlungs-Saal nicht mitbekommen.
Wenn man dieses entlarvende Herumgeeier über "Nusra" liest, erkennt man erst, wofür Russlands diplomatische Bemühungen zur Anerkennung von Nusra als Terrororganisation nützlich waren. Man überlege sich das mal, Russland musste die USA hartnäckig dazu zwingen, die syrische "Al Quadia", die sich "Al Nusra" nennt, als Terrororganisation anzuerkennen… Die USA haben Al Nusra als Terrororganisation anerkannt, und jetzt kann jeder, der will, beobachten, wie die USA "Terroristen" beschützen (...was wiederum die Verbindung der USA zu den weltweiten Terror-Netzwerken beweist!). Das sind die Ergebnisse der "Schraubzwingen" der Lawrow-Diplomatie.
Und jetzt ein letztes Zitat aus dieser Pressekonferenz, der krönende Abschluss:
Übersetzung:
FRAGE: Kommen wir zurück auf das Fieberthermometer der US-Russischen Beziehungen, was uns an die Ära des "Kalten Krieges" denken lässt, die Russen sagen, dass sie Pläne haben, Militärbasen in Vietnam und Kuba wieder herzustellen, während sich die Beziehungen der USA zu Vietnam und Kuba verbessert haben. Wie beurteilen Sie diese Entwicklungen?
KIRBY: Ich möchte ein paar Anmerkungen dazu machen. Ich meine, diese – offensichtlich, Stationierung von Militärbasen in Übersee – das sind souveräne Entscheidungen, die zwei Staaten treffen müssen. Wir haben Basen in Übersee. Andere (...insgesamt 255 US-Militärbasen weltweit!!!)  – und es gibt offensichtlich andere Staaten in der Welt, die auch Basen in Übersee haben (...Russland hat 2 - mit Kuba und Vietnam wären es dann 4!!!). Das ist nicht ungewöhnlich.
Ich kann nichts über die Motivation hinter diesen Entscheidungen sagen. Wenn sie – ich habe die Presseberichte gesehen, aber wenn sie das wirklich verfolgen, das sind Entscheidungen, Motivationen, über die sie sprechen müssen, nicht ich. Wir haben offensichtlich gute Beziehungen zu Vietnam und wir versuchen gerade in eine Position zu kommen, in der wir bessere Beziehungen zu Kuba haben können. Ich meine, der "Normalisierungs-Prozess" hat gerade erst begonnen. Es ist noch ein langer Weg zu gehen.
Aber das sind offensichtlich Entscheidungen, die die Staaten unter sich aushandeln müssen, und es gibt keine – ich meine, in Abhängigkeit von den dahinterstehenden Absichten -  es gibt hier kein Gefühl der Angst bei einer Nation, nur weil sie sieht, wie Übersee-Basen errichtet werden. Es geht wirklich um Absichten, und nur sie können über die Absichten sprechen.
Die Presse-Barone warten immer noch auf eine Reaktion des Königs. „König, stimmt es, dass du den Russen vor ein Tribunal zerren willst?“ – „Nein.“ – „Was?! Aber du hast gestern gesagt, dass..“ – „Nein, ihr habt es falsch verstanden.“ – „Äh, wie jetzt?“ – „Es gibt kein Tribunal, aber sagt dem Volk, dass es eins geben könnte.“ – „König?“ – „Ihr habt richtig gehört.“ – „König, der Russe will Militärbasen in unserer Nähe errichten, in Staaten, die uns wohl gesonnen sind. Was sagst du dazu, König?“ – „Alle Staaten sind frei. Sie können Militärbasen errichten, wo sie wollen. Wir haben nichts dagegen, nein.“
Russland hat auf Kerrys Zombie-Ansprache schnell reagiert und von „ernsten juristischen Konsequenzen“ gesprochen. Wenn es um Kriegsverbrechen gehe, sollten die USA mit Irak, Libyen und dem Jemen beginnen. Im Klartext: „Wir werden noch sehen, wer vor einem Kriegsverbrecher-Tribunal stehen wird.“
Was die Militärbasen angeht, hat der Kreml es sich nicht nehmen lassen, den König öffentlich zu trollen:
„Die internationale Lage – sie ist nicht statisch, sie ist recht beweglich. Sie sehen, was die letzten beiden Jahre alles an erheblichen Korrekturen in die internationalen Angelegenheiten und in das System der internationalen Sicherheit eingebracht haben. Deswegen, natürlich, werten alle Länder diese Änderungen aus, in Übereinstimmung mit ihren nationalen Interessen, und unternehmen dann entsprechende Schritte in der Richtung, die sie für nötig halten“, sagte [Kremlsprecher] Peskow den Journalisten.
Übersetzung von mir. Herzog Russland demütigt den König. Der Kreml spricht offen darüber, wie die Welt sich "umorientiert" angesichts der königlichen Schwäche, wie sich die Vasallen des Königs und Andere, die es hätten werden können, nach neuen Herren und Freunden umschauen.
Hören wir uns an, was am gleichen Tag der Pressesprecher des Weißen Hauses über Russlands neue Militärbasen zu sagen hat:
Von den Militärbasen will er noch nichts gehört haben!? Mit Russland habe man seine Differenzen, könne anderswo aber auch zusammenarbeiten. Man ist „enttäuscht“ von Russland. Der König ist enttäuscht! Nicht wütend, nicht verärgert, nicht kampfeslustig, nein, der König ist enttäuscht. Der König ist müde!
Am 7. Oktober wird bereits angekündigt, was am 8. Oktober in einer UN-Versammlung passieren wird. Frankreich hat die Initiative übernommen und eine "Syrien-Resolution" vorbereitet. Inhalt: totale Flugverbotszone über Aleppo, Waffenstillstand, Strafen für diejenigen, die die Resolution verletzen. Frankreichs Außenminister Ayrault ist am 6. Oktober extra nach Moskau gereist, um bei Lawrow vorstellig zu werden, ist dann in die USA gehetzt, um Lawrow´s Botschaft an die USA zu überbringen. 

Kerrys markige Worte, die nur für "Zombies" gedacht waren, wurden übrigens während Ayraults Besuch bei Kerry abgegeben. Direkt neben dem Vasallen stehend, wollte der König ein wenig Stärke für die Zombies demonstrieren, aber was von dieser Stärke im Versammlungssaal des Königs übrig geblieben war, haben wir oben schon durchgekaut.
In Moskau hat Lawrow dem Franzosen gesagt, dass seine Bedingungen nicht akzeptabel sind und dass Russland eine eigene Resolution einbringen wird, wenn Frankreich nicht ein paar Korrekturen vornimmt. Die russische Resolution beinhaltet de Misturas Vorschlag, die "Al Nusra-Terroristen" aus Aleppo raus zu lassen und den Aufruf, den US-russischen Syrien-Deal vom 9. September einzuhalten. Frankreich hat nicht nachgebessert und erwartungsgemäß wurden beide Resolutionen mit Veto-Stimmen geblockt

Wozu das französische "Theater" gut war, zeigte sich am 9. Oktober (wir durchbrechen an dieser Stelle die Chronologie und greifen vor), als der französische Außenminister forderte, das Veto-Recht einzuschränken. „Wir waren uns bewusst, was Russland vorhatte, dass es vom Veto-Recht Gebrauch machen wird“, sagte er der Presse.

Eine Provokation also! Mit dem Ziel, den US-Wunsch nach einem eingeschränkten Veto-Recht der ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates noch mal vorzutragen. Es ist bemerkenswert, dass ausgerechnet Frankreich so energisch den USA beispringt. Der tiefere Grund für das französische Theater ist vermutlich eine situative Arbeitsteilung der EU 2.0 – Deutschland schmiegt sich an "Russland" an und Frankreich an die USA. Man muss schließlich beide Seiten besänftigen, damit nicht Schlimmeres passiert.
Der tschechische Präsident sagt am 8. Oktober, dass er in Syrien keine gemäßigte Opposition erkennen kann, sondern nur "Islamisten-Gruppen". Außerdem sei nur Russland in Syrien "legal im Einsatz", auf Einladung der syrischen Regierung. Die USA (...und weitere westliche Länder!) habe dort niemand eingeladen. Noch ein Vasall rückt vom König ab!
Am 8. Oktober wird vermeldet, dass ein US-Senator neue Sanktionen gegen Russland durchsetzen will. Na ja, mit dieser Initiative läuft der Senator spätestens seit dem 10. Juli herum. Das ist also nichts Neues, da wittert nur jemand seine Chance, die eigene Idee, die schon seit Monaten nicht gut geheißen wird, doch noch aufleben zu lassen in der derzeit heißen geopolitischen Phase. Was das offizielle Weiße Haus von Sanktionen hält, hatten wir oben schon. Warum reden wir also noch mal über diese Belanglosigkeit? Weil es noch mal zeigt, dass die reale politische Lage im Versammlungssaal des "Königs" und das Zerrbild, das auf die "Bildschirme" der Zombies projiziert wird, nichts miteinander zu tun haben.

Während der König aktiv gegen anti-russische Sanktionen arbeitet, lässt man die Zombies glauben, dass die USA bald – ganz gewiss! – neue Sanktionen gegen Russland verhängen werden.
Russland bestätigt am 8. Oktober die Verlegung von Iskander-Raketen nach Kaliningrad. Das seien mobile Einheiten, die im Rahmen von Übungen ständig in ganz Russland verlegt werden. Kaliningrad sei da keine Ausnahme. Iskander-Raketen haben eine Reichweite von 500 km und sind auf die Zerstötung der feindlichen Luftverteidigung spezialisiert. In Kaliningrad werden sie natürlich auf die neue US-Raketenabwehr gerichtet sein, die in Polen stationiert ist. In Polen ist man besorgt darüber. Russland reagiert damit auch auf die oben erwähnten Militärübungen der USA. Der "US-Raketenschild in Osteuropa" wird im Fall eines Krieges eine wichtige Rolle spielen. Russland zeigt sich für alles bereit.
Am 10. Oktober unterschreiben Russland und Türkei den Vertrag zum Bau von "Türkisch Stream". Geplant sind zwei Leitungen mit jeweils 15 Milliarden Kubikmeter Leitungs-Kapazität. Eine Leitung ist für die Türkei, die andere für den "Weitertransport" in die EU, mit Anschluss in Griechenland. Fertigstellung: Ende 2019

Nur zur Erinnerung: Ende 2019 laufen die russischen Gastransitverträge mit der Ukraine aus. Es ist noch kein Jahr her, da schien "Türkisch Stream" für immer tot. So schnell kann es gehen. So schnell verändert sich gerade die Welt.
Am 10. Oktober fährt das Flaggschiff der 6. US-Flotte ins Schwarze Meer ein. Sowas machen die USA seit 2014 mehrmals jährlich, das ist jetzt also keine besondere Provokation. Aber immerhin ein Lebenszeichen.
Am 10. Oktober wird in Russland die Information geleakt, dass Russland mit Ägypten über die Wiedererrichtung einer sowjetischen Militärbasis verhandelt. Als Grund wird die Stabilisierung der nordafrikanischen Region genannt, speziell Libyen. Russland bereitet sich vor, das von den USA hinterlassene Chaos aufzuräumen.
Am 11. Oktober sagt Putin seine anstehende Visite bei Frankreichs Präsident Hollande ab. Das ist eine lustige Geschichte. Der Besuch wird schon länger vorbereitet, auf dem Programm standen viele Programmpunkte, darunter einiges an Kulturprogrammen. Nachdem Frankreich seine Provokation in der UN mit der "Syrien-Resolution" abgewickelt hat, hat Hollande eine "Duftmarke" setzen wollen und sämtliches Kulturprogramm von der Tagesordnung gestrichen und nur die "Syrien-Gespräche" drin gelassen. Russland hat daraufhin das Treffen Schulter zuckend abgesagt. 

Die Duftmarke ist ins Leere gegangen und verpufft jetzt in der Luft! Russland lässt nicht mehr mit sich spielen! Alle "Provokationen" werden umgehend beantwortet. Hollandes pseudo-Duftmarke war reines Schauspiel, vermutlich sogar mit dem Kreml abgesprochen. Nur als Schauspiel macht dieses Spielchen Sinn. Den Zombies zeigen, dass der "König" nicht allein ist, das war der Zweck der Übung. Im Verammlungssaal des Königs herrscht eine andere Realität, eine absolut unzweideutige Realität.
Am 11. Oktober gibt es nach der Wochenend-Pause endlich wieder eine Pressekonferenz des US-Außenministeriums. Gleich am Anfang wird es witzig:
Kirby hat nach dem Wochenende keine Ansagen zu machen. „Wirklich?“, fragt ein Journalist ungläubig. Die Pressebarone des Königs haben erwartet, dass der König das Wochenende genutzt hat, um zum großen Schlag auszuholen und Russland endlich die Fresse zu polieren. Aber… „Keine großen Ankündigungen“, wie Kirby sagt.
Mehr möchte ich aus dieser Pressekonferenz nicht zitieren. Die USA krallen sich weiter an Aleppo fest und Kirby bringt die Welt mit der Anwendung von US-Logik zum lachen. Wir hatten das alles schon zur Genüge in diesem Beitrag.
Am 12. Oktober testet Russland im Rahmen von Militärübungen drei Interkontinental-Raketen. Eine wird vom Land abgefeuert, zwei von U-Booten aus. Das US-Militär hat die Antwort auf den Abwurf ihrer Raketen-Attrappen bekommen.
Am 12. Oktober gibt der König wieder eine Audienz für seine Presse-Barone (Pressekonferenz des US-Außenministeriums). An diesem Tag ist die Hoffnung aus den Fragen der Pressebarone verschwunden. Sie beißen den König mit den Worten: „Bist du schwach? Du bist schwach, König!“ 

An diesem Tag beobachten wir den Bruch im Lager des Königs. Die Pressebarone erwarten nicht mehr, dass der König noch mal Stärke zeigt. Und der König zeigt auch keine Stärke. Kirby bietet ein jämmerliches Schauspiel. Er ist nicht darum zu beneiden, den gefallenen König als noch stehend mimen zu müssen. Es gelingt nicht. Lesen Sie selbst, wenn Sie mögen. Der König ist gefallen.
Abschließen möchte ich diese sehr umfassend gewordene Rundumschau mit dem, was Lawrow am 9. Oktober gesagt hat (offizielle Übersetzung des russischen Außenministeriums):
Frage: Sie erwähnten, die Amerikaner fühlen sich gekränkt. Aber wie ist die Natur dieser Gekränktheit? Denn Amerika ist nach Auffassung vieler Menschen zwar ein scheidender Hegemon, aber immerhin Hegemon. Sie sind wirtschaftlich und militärisch unheimlich stark. Warum fühlen sie sich denn gekränkt?
Sergej Lawrow: Da könnte es etwas Persönliches geben. Irgendein Politiker kann ein inneres Gefühl haben, dass Amerika etwas falsch macht oder versucht, alles richtig zu machen, schafft das aber nicht. Dann entsteht das Gefühl, dass die eigene Allmächtigkeit allmählich verschwindet. Das kann ich verstehen – das ist ein schmerzhafter Prozess. Der Westen hatte immerhin jahrhundertelang die Welt beherrscht. Zwar gab es die Sowjetunion, aber das war aus historischer Sicht eine relativ kurzfristige Episode. Zwar geografisch ziemlich verbreitet auf dem europäischen Kontinent und in einigen anderen Teilen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas, aber das war eine geschlossene Welt, die vom globalen Prozess isoliert blieb. Dann war diese Anomalie (dass wir eine geschlossene Gesellschaft waren, war immerhin anomal) vorbei, und alle dachten, jetzt wäre Russland kleiner geworden und würde jetzt seine „natürliche“ Größe haben, und alles würde wieder „normal“ sein. Der Westen würde seine Regeln bestimmen, wie das seit dem 16. bzw. 17. Jahrhundert typisch war, und die ganze Welt würde ihm gehorchen. Doch der Westen lag damit falsch. Möglicherweise glaubte man einfach, Russland würde nach dem Jahr 1992 quasi ihm gehören, doch das war nicht so. Wir wollten, dass unser Land selbstständig wird und ein würdiges Leben führt, so dass wir darauf stolz sein können. Wie Präsident Putin vor einigen Tagen in der Staatsduma sagte, ist unser Land berechtigt, stark zu sein ohne aber das Recht anderer Länder abzuerkennen, stark zu sein, und ohne anderen zu sagen, wie sie sich zu benehmen haben.
Eine interessante Darlegung. Und ein klares Signal. Ein sehr klares Signal. Lawrow ist ein Spitzendiplomat, der in der Wahl seiner Worte nichts dem Zufall überlässt. Die uni-polare Welt mit dem Westen an der Spitze ist Geschichte. Und zwar so richtig Geschichte! Nicht so wie mit der Sowjetunion, als diese unabhängig vom Westen, aber abgekapselt von der Welt war. Jetzt hat sich Russland unabhängig gemacht und hat sich dabei nicht isolieren lassen. 

Damit ist ein zweiter Pol entstanden, den der Westen nicht verrücken kann. Und Lawrow kündigt gleich an, dass "Russland" nicht vor hat, den Platz des gefallenen Königs einzunehmen! Russland bittet die Welt an einen "Runden Tisch", an dem mehrere starke Partner sitzen, die einander keine Befehle erteilen. Das ist die multi-polare Welt. Herzog "Russland" hat sie offiziell verkündet.
Wir haben uns die Geburtsstunde der multi-polaren Welt angeschaut, indem wir uns der Zombie-Propaganda entzogen und direkt in den Versammlungssaal des Königs geschaut haben. Wir haben den "Sturz des Königs" und die Geburt der multi-polaren Welt gesehen. Die "Geburtsstunde" ist nicht der Anfang. Wenn ein Kind geboren wird, hat es bereits eine Entwicklung im Leib der Mutter durchlaufen. Es ist dort gewachsen, es hat sich schon bewegt und diese Bewegungen waren von außen mit bloßem Auge sichtbar. 

So auch in der Weltpolitik. Russlands Rückkehr auf die politische Bühne und der Übergang von der "US-Hegemonie" zur multi-polaren Welt kündigten sich seit Jahren an. Mit der Geburt ist auch nichts beendet. Ganz im Gegenteil: jetzt beginnt eine lange Entwicklung, in der das Neugeborene wächst und seine Persönlichkeit entfaltet. Diese Entwicklung steht uns bevor und sie kann unterschiedlich verlaufen. Wir werden Schreie, blaue Flecken, abgeschürfte Knie und ab und zu auch gebrochene Knochen erleben. 

Und wir können nicht wissen, wie die Welt in 50 Jahren aussehen wird, welche Persönlichkeit sie haben wird. Es hängt stark davon ab, wie wir das Kind erziehen. Auf uns wartet tägliche, mühsame Arbeit, von der abhängen wird, was aus unserer neugeborenen multipolaren Welt wird.
Herzlich willkommen in der multi-polaren Welt.
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Nachtrag, 13.10.2016:
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Der "König" hat sich nicht in Luft aufgelöst. Er ist noch immer da und er hat noch immer sein Schwert. Er ist nicht mehr stark genug, um König zu sein, aber er ist stark genug, um ein großes Blutbad anzurichten. Die Weltgemeinschaft muss zusehen, dass sie den König ganz schnell an den "Runden Tisch" setzt. Auf keinen Fall darf man den König jetzt allein lassen mit seiner Depression. Deswegen schätze ich Hollande´s Manöver als sehr wichtig ein. So muss das auch weitergehen, bis der König mit allen am Tisch sitzt und in die "Neue Weltordnung" einwilligt, die auch erst ausverhandelt werden will. Russland hat die heißen Themen bereits auf den Verhandlungstisch gelegt.
Wir sind nicht in einer Phase der Stabilität angelangt, noch gar nicht. Im Gegensatz: die Welt ist jetzt besonders instabil, nachdem die alte Ordnung eingestürzt ist und die neue noch nicht da ist. Das ist die gefährlichste Zeit...

Quelle:  http://analitik.de/2016/10/13/willkommen-in-der-multipolaren-welt/